“Supernova”, ALEX SENNA , 2024, Uhlandschule, Geibelstraße 6, 68167 Mannheim; Foto: Daniel Keil/ STADT.WAND.KUNST
Das Mural “Supernova” von ALEX SENNA in Mannheim
„Supernova“ heißt das beeindruckende Werk von Alex Senna und entfaltet seine ganze Strahlkraft auf der über zwanzig Meter hohen Fassade. Innerhalb einer Woche verwandelte der international bekannte Street Artist die Uhlandschule in der Neckarstadt-Ost in ein eindrucksvolles Kunstwerk, das die Freiheit des Kindseins und die Komplexität von Identitäten feiert.
Das Mural zeigt ein Mädchen mit Rucksack, das von nun an die Schülerinnen und Schüler der Grundschule auf ihrem Weg ins Klassenzimmer begleitet. Das in Schwarz-Weiß gehaltene Mural ist charakteristisch für Alex Sennas Stil, dessen starke Konturen an die Comics erinnern, die ihn seit seiner Kindheit prägen. Dass er in seinen Werken bewusst auf Farben verzichtet, hat für den Künstler einen simplen Grund: Er ist farbenblind. Und er habe gemerkt: „Wenn man Farben weglässt, wird die Botschaft des Werkes oft viel stärker.“
Das zentrale Motiv basiert auf dem Foto eines Mädchens, das Senna bei einem früheren Besuch in Deutschland aufgenommen hatte. „Es fühlte sich richtig an, dieses Mädchen nun hier zu verewigen“, so der Künstler. Auch in anderen Werken seien Kinder bereits die Hauptcharaktere. „Wir unterschätzen Kinder viel zu oft. Dabei haben auch sie tiefgründige Gedanken.“, meint der Künstler. So bezieht sich auch der Titel des Murals auf die Kraft der kindlichen Vorstellungskraft. „Supernova ist der Glanz eines Sterns, der explodiert und dabei Licht und Energie über den gesamten Kosmos verteilt. Genau wie im Universum ist auch das Kind in diesem Wandbild eine Explosion: von Träumen, von Hoffnung, von Zukunft. Es leuchtet an der Schulwand – eine Erinnerung daran, dass jedes Kind wie eine Supernova die Kraft hat, die Welt um sich herum zum Leuchten zu bringen.“
Wer genau hinschaut, erkennt im Mural viele subtile Details und Symbole. Auf ihrem Weg begegnet das Mädchen zum Beispiel einem Vogel – ein Motiv, das in vielen von Sennas Werken zu finden ist und Freiheit symbolisieren soll. Das Shirt des Mädchens trägt Herzen und Blumen – ein Zeichen für die Pflanzen in der direkten Umgebung, die hier ebenso wachsen wie die Kinder. Ihr Rock ist geschmückt mit Sternen, die für das Universum und die Tiefe der kindlichen Gedankenwelt stehen. Der Mond wurde inspiriert von den Menschen aus der Nachbarschaft, die den Entstehungsprozess interessiert beobachteten: etwa einige Jungen, die eine türkische Flagge mit sich trugen. Sie regten den Künstler spontan dazu an, die Vielfältigkeit der Mannheimer Stadtgesellschaft als Teil des Murals zu zeigen. Auch seine eigene Herkunft hat er künstlerisch verarbeitet: „Die Flip-Flops, die das Mädchen trägt, sind typisch für Brasilien; fast jeder hat dieses Modell im Schrank. Und natürlich durfte die brasilianische Flagge als Pin auf dem Rucksack des Mädchens nicht fehlen.“, erklärt Senna.
Im Kontrast zu seiner Heimatstadt São Paulo, die mit ihren über 11 Millionen Einwohner*innen zu den größten Metropolen der Welt gehört, habe Alex Senna Mannheim als besonders ruhig und friedlich empfunden. Vor allem der Blick aus dem Turm der Alten Feuerwache, in deren Künstlerwohnung er untergebracht war, hatte für den Brasilianer eine besonders surreale Wirkung. Und so ist auch der Turm der Alten Feuerwache als kleines Symbol im Mural zu finden und repräsentiere „all die Türme, aus denen man herunterschauen und alles sehen könne.“