
“The places you’ve been”, GEORGE ROSE, 2025, H4, 3-4, 68159 Mannheim; Foto: Alexander Krziwanie/ STADT.WAND.KUNST
Das Mural “The places you’ve been” von GEORGE ROSE in Mannheim
Mitten in der Mannheimer Innenstadt, an der Fassade von H4, erstrahlt das Mural „The places you’ve been“ der gefeierten australischen Street Art Künstlerin George Rose. Auf einer fünfteiligen Fassade entfaltet sich eine leuchtende Pflanzenwelt: Pinke, violette, hellgrüne und rosafarbene Blüten ranken sich über die Wand des GBG-Gebäudes – und reihen sich damit in die Nachbarschaft anderer bekannter Murals wie denen von Carolin Kaiser und Sourati ein.
Der Weg dorthin war alles andere als einfach: Nach verschobenen Flügen und verlorenem Gepäck musste Rose zunächst extreme Wetterbedingungen meistern – von gleißender Sonne bis hin zu tagelangem Regen. Doch die sympathische Künstlerin aus Down Under ließ sich nicht beirren. Mit Ausdauer und einem unerschütterlichen Optimismus verwandelte sie die kahle Wand in ein strahlendes Kunstwerk.
Typisch für George Roses Stil sind ihre abstrakten Darstellungen botanischer Elemente, die sie in überdimensionale, farbintensive Kompositionen übersetzt. Pflanzen, die aus nächster Nähe betrachtet klein wirken, bringt sie in monumentalen Dimensionen auf die Wände – immer begleitet von ihren charakteristischen Farbverläufen, die sie selbst augenzwinkernd „sweet, sweet fades“ nennt.



Ihr kreativer Prozess beginnt stets mit einer genauen Auseinandersetzung mit dem Ort. Nach Mannheim reiste sie vorab an, um die Umgebung zu erkunden: Sie fotografierte Pflanzen, architektonische Strukturen und dekorative Details. Besonders inspirierte sie in Mannheim ein eisernes Tor an der Jesuiten-Kirche mit wiederkehrenden Blüten- und Blätterornamenten. Auch Blumen, die sie vor einem nahegelegenen Café entdeckte, fanden ihren Weg in die Skizzen. „Das Mural hat seinen eigenen Rhythmus und reagiert mit wiederkehrenden Elementen auf die geplante Ordnung der Stadt“, erklärt Rose.
Fotografie und das Sammeln botanischer Informationen sind ein wesentlicher Bestandteil ihrer Arbeit. „Ich dokumentiere jede Pflanze, die ich entdecke, und baue so ein persönliches Flora-Archiv auf, das in den letzten 15 Jahren gewachsen ist. Es dient als eine Art lebendiges Protokoll: eine Möglichkeit nachzuvollziehen, wo ich war, was mir aufgefallen ist und was Resonanz erzeugt hat. Diese Erinnerungen fließen wie ein visueller Pfad durch verschiedene Städte in meine Murals ein.“ Aus Bleistiftskizzen einzelner Pflanzen entstehen digitale Kompositionen, in denen Rose Rhythmus, Dynamik und Farbe auslotet. Aufgetragen wird das Werk schließlich mit Pinsel, Rolle und Sprühpistole. Für „The places you’ve been“ habe sie eine Grundfarbe gewählt, die den ursprünglichen Wandton aufgreift und ein feines Spiel zwischen Zugehörigkeit und Unerwartetem erzeugt.
Dass Flora und Fauna im Mittelpunkt ihrer Kunst stehen, ist für Rose eine bewusste Entscheidung: „Es geht mir darum, die Verletzlichkeit, aber auch die Widerstandskraft der Natur zu zeigen. Pflanzen, die sich selbst im Beton der Stadt ihren Weg bahnen, sind für mich ein starkes Symbol.“ Ihre eigene Verbindung zur Natur geht weit zurück – sie wuchs auf dem Land auf, mit einem Vater, der als Förster arbeitete und ihr die Liebe zu Bäumen vermittelte. Seit frühester Kindheit faszinieren sie organische Formen und Strukturen. „Natur beruhigt mich. In der Kunst – und im öffentlichen Raum überhaupt – gibt es eine Übersättigung an menschlichen Darstellungen. Pflanzen sind für mich ein Gegenentwurf dazu.“
Auf der Hebebühne, mehrere Meter über dem Boden, zeigt sich die Routine der erfahrenen Künstlerin: Mit geübten Handgriffen bringt sie die Farbe auf die Fassade. „Nach all den Jahren sind diese Bewegungen in meinem Körpergedächtnis gespeichert“, sagt sie. An der Arbeit im öffentlichen Raum mag sie vor allem, dass es keine Barrieren gibt – ganz anders als im Studio. „Als Künstlerin bin ich auf der Straße in meinem Schaffensprozess absolut sichtbar“, erzählt sie. Die Menschen können jeden Schritt verfolgen und direkt mit ihr interagieren. „Die Leute bleiben stehen, sprechen mit mir, öffnen Fenster, wenn ich mit der Hebebühne vorbeifahre. So wie die ältere Dame hier im Haus, die mir während der Arbeit Gesellschaft leistete. Das sind sehr besondere Momente.“
Die Fotos zur Entstehung des Murals








Das Video zur Entstehung des Murals
Das Mural auf der Karte
Fotos: Alexander Krziwanie