Interview mit den LOW BROS

Im September 2017 waren LOW BROS aus Berlin zu Gast in Mannheim, um für das Open Urban Art Museum STADT.WAND.KUNST eine Fassade in F5 zu gestalten. Im Interview vor Ort konnten wir dem Künstlerduo, bestehend aus Chris und Florin Schmidt, einige Fragen über ihre Arbeit, die Ideen zum Mural “New Wave”, über Mannheim und die Welt stellen.

Ihr seid gerade bei STADT.WAND.KUNST in Mannheim. Welche Idee steckt hinter dem Mural, das ihr für unser Open Urban Art Mural malt?

Wir sind mit einer Skizze nach Mannheim gekommen, haben den Plan aber wieder geändert und eine neue Skizze gemacht. Wir hatten das Gefühl, die erste Skizze passt nicht wirklich in die Szenerie, auch wenn wir es grundsätzlich mögen, wenn die Murals sich von ihrer Umgebung abheben. In unserer zweiten Skizze haben wir die Idee der Quadratestadt integriert – das Mannheimer Stadtzentrum ist in einem rechtwinkligen Raster angelegt. Wir haben das in unsere Bildsprache übersetzt und ein Raster aus Kacheln als Hintergrund gemalt. Die darüber liegende Ebene ist unser Beitrag zu dem bereits Bestehenden. Uns gefällt die Vorstellung, unsere eigene Sichtweise in unterschiedliche Teile der Welt zu bringen mehr, als das in ein Bild zu integrieren, was wir vor Ort vorfinden. Deshalb haben wir etwas Anderes hierher mitgebracht und hoffen, damit das Toleranzniveau für Neues und Fremdes zu erhöhen. Das ist unverzichtbar, wenn in einem urbanen Umfeld lebt.

Wir lassen uns natürlich trotzdem gerne von der Umgebung beeinflussen, wenn es passt. Als wir in Marokko waren, mussten wir mit der islamischen Geometrie spielen und diese in unser Stück einbeziehen.

Mit der oberen Ebene sprechen wir für die jüngere Generation, die konstant etwas Neues erschafft, oder etwas auf bereits existierende Dinge draufsetzt. Es ist wie bei uns selbst: Wir wollen immer vorankommen und uns weiterentwickeln, aber gleichzeitig Traditionen im Blick behalten. Im Zentrum des Bildes sieht man den Wolf. Zur Zeit fokussieren wir uns auf Wölfe als zentrale Figuren in unseren Bildern. Wie auch in den vorherigen Werken haben wir die Tierwelt sich oft verändern und wachsen lassen; die Wölfe bilden immer noch den Gegenpart des Menschen und spiegeln dessen Verhalten. Ihre Augen und ihre Persönlichkeit verstecken sie hinter reflektierenden Sonnenbrillen; durch die steinartigen Oberfläche erhalten sie eine gewisse Distanz und erscheinen wie eine Projektionsfläche für die Generation des digitalen Zeitalters. Dieses Stück ist damit ein Teil einer größeren Serie und gibt auch einen Ausblick auf unsere zukünftige Arbeit

Unterscheidet sich dieses Projekt nach so vielen Kunstprojekten und Festivals überhaupt noch von anderen?

Ein Vorteil von STADT.WAND.KUNST ist, dass sich die Organisatoren auf einen Künstler zu einem Zeitpunkt konzentrieren – im Gegensatz zu Festivals, wo zehn oder mehrere Künstler auf einmal eingeladen werden und man sich auch um alle gleichzeitig kümmern muss. Die enge Verbindung zum Kulturzentrum Alte Feuerwache ist auch ein sehr großer Vorteil, denn damit ist die bestmögliche Betreuung garantiert.

Wir finden auch das kuratorische Spektrum gut. Die meisten der eingeladenen Künstler sind wirkliche urbane Künstler, die auf der Straße mit dem Malen angefangen haben. Heutzutage ist es ziemlich beliebt, dass ein Atelier-Künstler als Streetartist oder urbaner Künstler gelabelt wird, nur weil er eine einzige große Wand gemalt hat.

 

Was ist es, dass euch hauptsächlich inspiriert und vorantreibt?

Uns und unsere Arbeit treibt immer die Leidenschaft an. Wir sprechen viel über Ideen bis wir Feuer fangen und sie einfach umsetzen müssen. So sind wir. Wir pushen uns gegenseitig.

Was ist für euch das wichtigste Merkmal, welches ein Muralfestival oder ein Projekt haben muss, damit ihr gerne mitmachen wollt?

Das kommt drauf an. Von außen betrachtet ist es zum Beispiel die Lage. Ein zentraler Spot in einer Großstadt ist am reizvollsten, weil so viele Leute wie möglich vorbeilaufen und unsere Arbeit live und in Farbe sehen können. Auch wichtig: Wie ist das Festival kuratiert? Wer steht dahinter und was ist deren Absicht?
Auch das Honorar spielte eine immer wichtigere Rolle und das sollte es auch für alle Künstler. Wir alle investieren viel Zeit in unsere Arbeit, und auch wenn es Spaß macht, müssen wir alle überleben. Ehrlich gesagt und traurigerweise scheint Geld der messbare Wert schlechthin zu sein, über den sich die meisten Leute verständigen können. Letztendlich weißt du aber erst nach einer Aktion Bescheid, deshalb ist es auch immer gut, sich als Künstler auszutauschen. Und ein einfacher Hinweis für die Festival-Organisatoren: Der Künstler wird seine Arbeit dann am besten machen können, wenn er sich nur auf das Malen konzentrieren kann. Das alleine ist anstrengend genug, also sorgt für bestmögliche Arbeitsbedingungen!

Was bedeutet euch Montana Cans nach all diesen Jahren?

Uns gefällt wie Montana über die Jahre seine Qualität dauerhaft verbessert hat. Am Anfang waren wir nicht wirklich überzeugt, aber inzwischen gibt es mit der Montana GOLD- und BLACK-Serie eine der besten Sprühdosen in Sachen handling. Jede Marke hat ihre Vor- und Nachteile, aber für uns ist immernoch die Farbpalette am wichtigsten. Es gibt jetzt schon eine große Bandbreite mit GOLD und BLACK zusammen, aber wenn es nach uns ginge, könnten es noch mehr sein. Wir hätten da auch gerade ein paar Ideen, hahaha. Und daneben schätzen wir wirklich den großen Support der Szene und die Unterstützung für uns. Danke, Jungs!

Was gefällt euch an Mannheim und Heidelberg? Was esst ihr gerne, wenn ihr hier sein?

Leider waren wir nur kurz in Heidelberg, aber wir würden irgendwann gerne mehr sehen. In Mannheim gefällt uns die Vielfalt an Kulturen, alt und jung zusammen und das türkische Viertel, in dessen Nähe wir gemalt haben. Wir finden es auch gut, einen großen Fluss in der Nähe zu haben wie z.B. in unserer Heimatstadt Hamburg oder jetzt in Berlin. Wir sind gerne nah am Wasser. Wir haben einige asiatische Restaurants ausprobiert, aber den vegetarischen Burrito in der Kombüse fanden wir richtig gut.

Was steht als Nächstes an bei den Low Bros? Arbeitet ihr gerade an etwas, von dem ihr uns erzählen möchtet?

Wir haben gerade mit unserer nächsten Solo-Ausstellung angefangen, die im April nächsten Jahres in der Mirus Gallery in San Francisco gezeigt wird. Das wird das letzte Kapitel einer Trilogie sein, zusammen mit den ersten beiden Teilen „Perfection“ & „Wired“ in der Golden Hands-Gallery in Hamburg und StolenSpace in London. Aber jetzt freuen wir uns erst einmal nach Australien, wo wir das erste Mal sein werden. Wir werden dort einen Mural für das Seawalls-Projekt in Cairns malen.

Wenn ihr eurem jüngeren Ich vor ungefähr fünf oder zehn Jahren einen Rat geben könntet, welcher wäre das?

Vertraut euch selbst mehr als den Ratschlägen anderer Leute, wenn es um das Kunst machen geht! Wenn du einen unbekannten Weg gehen willst, hör lieber nicht auf diejenigen, die nicht mal annähernd etwas Ähnliches gemacht haben. Und nimm immer deine eigene Kamera mit und mache Fotos von deinem Kunstwerk! Die Dokumentation deiner Arbeit ist genauso wichtig wie die Arbeit selbst.

Das Interview führte Maria Enriqueta Arias, im Original erschienen auf Englisch im MontanaCans Blog, ins Deutsche übersetzt von Katharina Tremmel (Alte Feuerwache / STADT.WAND.KUNST).

Video zur Aktion ansehen.

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