“Der Regen”, LADA CHIZHOVA, 2025, Thomas-Jefferson-Str. 54, 68309 Mannheim (Franklin); Foto: Alexander Krziwanie/ STADT.WAND.KUNST

Das Mural “Der Regen” von LADA CHIZHOVA in Mannheim

„Der Regen“, so heißt das Mural der russischen Künstlerin Lada Chizhova – ein augenzwinkernder Verweis auf die Bedingungen unter denen das Werk entstanden ist: reichlich Regen und windiges Herbstwetter. Schon in ihrer ersten Skizze tauchten ein paar Tropfen auf. Doch als Lada schließlich im strömenden Regen vor ihrer ersten großen Wand stand, wurden es kurzerhand einige mehr. Regen ist für die Lada aber kein Grund für schlechte Stimmung – im Gegenteil: „Ich mag Regenwetter, danach kommt immer was Neues: Im Frühling wachsen Blumen und Pflanzen, alles ist reingewaschen.“ Das sei wie mit dem Schnee in Russland, erzählt sie. „In Sibirien, wo ich geboren bin, kann der Winter sehr düster sein. Aber sobald der erste Schnee fällt, wird alles hell und strahlend.“

Lada Chizhovas Kunst ist eng mit ihrer eigenen Geschichte verwoben. Dass sie heute als Illustratorin arbeitet, ist einem radikalen Neuanfang geschuldet. Lada lebte mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in St. Petersburg. Gemeinsam betrieben sie zwei liebevoll gestaltete Hostels und ihr Leben war erfüllt von Gästen und Eindrücken aus aller Welt. Doch als der russiche Angriffskrieg auf die Ukraine begann, waren Lada und ihr Mann, der als Oppositionspolitiker aktiv ist, nicht mehr sicher. Sie verkauften alles, packten zwei große Rucksäcke und flohen über die Türkei schließlich nach Deutschland.

Lada, die ursprünglich Literarisches Schreiben in Moskau studiert hat, überlegte, wie sie im neuen Land Fuß fassen konnte. Da sie schon immer ein gutes Gespür für Farben und Kompositionen hatte und unter anderem die Wände ihrer Hostels bemalt hatte, begann sie kurzerhand, sich selbst das Illustrieren beizubringen. Kaum angekommen in Mannheim vernetzt sie sich schnell, gibt Workshops, beteiligt sich an einem Pop-up-Store mit anderen Künstlerinnen, nimmt diverse Aufträge an. So wird auch STADT.WAND.KUNST auf sie aufmerksam und gibt ihr die Möglichkeit zwei Murals an einer kleinen Probewand zu gestalten. Schnell ist klar: Lada muss an eine große Wand.

Wer Lada sprechen und arbeiten sieht, merkt sofort ihr hohes Tempo. „Ich bin immer schnell, mit allem“, lacht sie. Diese Energie zeigt sich auch in ihrem Mural. Die Schwalben, die dort über die Wand fliegen, stehen für Bewegung und Leichtigkeit – und sind ein wiederkehrendes Motiv in ihrer Kunst. Als sie erfährt, dass an der Fassade in der Thomas-Jefferson-Straße tatsächlich Nistkästen für Schwalben hängen, weiß sie sofort: „Das ist die perfekte Wand!“ Auch die Umgebung inspiriert sie. Das Blau des nahegelegenen Sportplatzes findet seinen Weg ins Bild, die warmen Gelb- und Brauntöne und das helle Beige setzt sie bewusst dagegen. „Die Häuser hier sind oft grau“, sagt Lada. „Ich wollte etwas Warmes, Freundliches schaffen.“

Drei Figuren befinden sich im Mural: Eine große Frau im blauen Kleid, deren Arme sich über den Schornstein hinweg zum Himmel strecken. Ein Mann in Bewegung. Eine sitzende Frau, die einen Regentropfen in der Hand hält. „Es sind drei Menschen mit unterschiedlichen Hauttönen und Gesichtern“, erklärt Lina. „Wir leben in einer diversen Welt. Auch Mannheim ist sehr gemischt – und es funktioniert.“ Ihre Figuren unterscheiden sich nicht nur im Aussehen, sondern auch in ihren Emotionen. „Wir können nicht alle gleichzeitig glücklich sein. Es dürfen alle Gefühle da sein.“

„Der Regen“ ist ein Bild über Zusammenhalt und Hoffnung – über das Wissen, dass auf dunkle Tage neue folgen. Passend zu seinem Ort: einer Fassade, die einst amerikanische GIs beherbergte und heute geförderter Wohnraum der GBG ist. „Ich wünsche mir, dass das Mural den Menschen hier Zuversicht gibt. Dass sie auch in schweren Zeiten spüren: Irgendwann wird es wieder besser.“

Die Fotos zur Entstehung des Murals

Das Video zur Entstehung des Murals

Das Mural auf der Karte

Fotos: Alexander Krziwanie